Die
chinesische Welle
Frankfurter
Rundschau 15. Juli 2006
Die
Innenstadt von Macau gehört zum Weltkulturerbe. Rundherum
entsteht das Las Vegas von Asien. Was bleibt vom Charme der ehemaligen
portugiesischen Kolonie?
Das
Idyll könnte perfekt sein an diesem Abend auf der kleinen Insel
Taipa, sechs Kilometer südlich vom Stadtzentrum Macaus. Es ist
21 Uhr und immer noch 25 Grad warm, schmale Gassen, Häuser aus
der Kolonial-Zeit mit leuchtend-gelb gestrichenen Fassaden, daneben
kleine typisch chinesische Läden mit Tausenden getrockneten Meeresfrüchten.
Es riecht nach gegrilltem Fisch, eine Familie sitzt vor ihrem Haus
im orange-farbenen Licht der Straßenlaterne und isst zu Abend.
Jetzt ein Spaziergang über die Promenade, direkt am Meer – aber
nein, Wasser, das war hier einmal. Blickt man von Taipa Richtung Süden,
sieht man dort, wo einst das südchinesische Meer gegen das Ufer
schwappte, aufgeschüttete Kies- und Sandwälle, dahinter
im Flutlicht Kräne, Kipplader und Planierraupen. Hier entsteht
neues Land, „Cotai“ genannt, vier Quadratkilometer groß – und
darauf das Las Vegas Asiens. 9,6 Milliarden US-Dollar investieren
internationale Glücksspiel-Konzerne hier, um sieben Luxus-Casino-Hotels
mit 10 000 Zimmern zu bauen, samt einer Nachbildung Venedigs, inklusive
Markusplatz und Canale Grande.
Heute Abend ist davon noch nicht viel zu sehen, vom beschaulichen Dorf Taipa
aus. Ich stehe auf dem Dorfplatz vor der Kirche „Nuestra Señora
do Carmo“, ich stehe auf sanften Wellen, einem Mosaik aus schwarzen und
weißen Pflastersteinen, wie man es auch in Lissabon und Rio findet: ein
Symbol für die Wellen, die 1517 die ersten portugiesischen Seefahrer nach
Macau brachten und die aus einem unbedeutenden Fischerdorf eine wichtige Hafen-
und Handelsstadt machten. Die neuen Wellen, die Macau zu verändern drohen,
kommen vom Festland, aus China. 52 000 Menschen passieren jeden Tag die Grenze
nach Macau. Sie kommen, um ihr Glück zu machen. Überall in China ist
Glücksspiel verboten außer in Macau. Und die Chinesen, sagt man,
sind verrückt danach, zu spielen. Wenn man sich anschaut, was in dieser
Stadt mit einem Zehntel der Fläche von Frankfurt am Main in den nächsten
vier Jahren investiert wird, dann muss das wohl stimmen. 9,6 Milliarden auf
Cotai, weitere fünf Milliarden auf der Halbinsel Macau. Das Potenzial an
Spielern ist riesig, allein in der benachbarten Provinz Guangdong gibt es 20
Millionenstädte. Und der wirtschaftliche Aufschwung in China produziert
genügend Reiche, die es sich leisten können zu spielen, und Arme,
die alles daran geben, schnell reich zu werden.
An diesem Abend in Taipa ist das alles weit weg. Ein paar Straßen entfernt
vom ehemaligen Ufer liegt das kleine portugiesische Restaurant „O-Manel“,
vier Tische draußen, sechs drinnen, unverputzte Backsteinmauern, einfache
Einrichtung, an der Wand hängt das grün-weiße Trikot von Sporting
Lissabon. Wirt Manuel blickt mich böse an, weil ich meinen Teller nicht
leer gegessen habe. Erst als ich seinen Tintenfischsalat lobe, ringt der gebürtige
Portugiese mit den buschigen Augenbrauen und dem ergrauten Haaransatz sich ein
Lächeln ab, zeigt schließlich sogar stolz sein Familienalbum. Der
bärbeißige Koch wirkt sehr traditionsbewusst. Was hält er davon,
dass südlich von Taipa statt dem Meer bald pseudo-venetianische Kanäle
sind? „Ist gut fürs Geschäft, gut für Macau.“
Nach dem Essen will ich mir ein Bild machen von der schönen neuen Glücksspielwelt.
Ich fahre zurück nach Macau. Dort, 700 Meter entfernt vom Anleger für
die Schnellboote aus Hongkong, steht bereits ein Casino nach US-Vorbild, das „Sands
Macau“, ein Klotz mit golden verspiegelter Fassade. Es gehört der „Las
Vegas Sands Corporation“, die auch das künstliche Venedig, das „Venetian
Macau“, auf Cotai baut. Ich schließe mich einer Besuchergruppe an.
In einem Raum abseits des Casinobetriebs empfängt uns eine Österreicherin.
Petra Oberhauser, Ende 20, blond, Brille, charmant, eine der Managerinnen des „Sands“.
Sie erklärt uns anhand eines zehn Quadratmeter großen Modells, wie
das „Venetian“, wie ganz Cotai einmal aussehen wird. Einen großzügigen
Park mit Seen soll es geben, Casino-Hotel wird sich an Casino-Hotel reihen. „Des
schaut super aus, wenn’s fertig ist“, sagt die Betriebswirtin. „Wir
wollen auch Familien anlocken, mit einem Wellenbad, Achterbahnen und Bühnen-Shows.“ Bis
jetzt war die Casino-Welt tabu für Kinder. Ab Herbst 2007 können sich
die Kleinen vergnügen, während der Vater das Geld verzockt – und
die Frauen shoppen. „Auf 80 000 Quadratmeter werden Läden sein, nur
auf 50 000 Casinos“, erklärt Petra Oberhauser. „Die Chinesen
verdienen zwar im Durchschnitt weniger als Menschen in Europa und den USA, sie
geben aber prozentual mehr fürs Shopping aus.“
Am Eingang des „Sands Macau“ müssen wir unsere Taschen abgeben,
dann betreten wir eine ovale Eingangshalle, 50 Meter hoch, von der Decke hängt
ein 37 Meter langer Kronleuchter, an der Seite führen Rolltreppen zu den
oberen Stockwerken, in denen sich die Casinos und die Restaurants befinden.
Maggie Lee, 21, Macanesin, führt uns freundlich lächelnd herum. Hier
das US-Steakhouse und das „Las Vegas Buffet“, dort die große
Halle mit den rund 200 Spieltischen, an den Wänden flimmern Bildschirme,
englischer Fußball. Es ist laut und wuselig. Dies ist der Bereich für
die einfachen Spieler, die VIP-Logen sind in unserem Rundgang nicht vorgesehen.
Ich frage Maggie, ob sie denn selbst spiele. „Nein, wir Macanesen spielen
alle nicht, das ist wie ein Gesetz“, sagt sie. Hinter ihr reden zwei Männer
auf einen anderen ein, allesamt Chinesen. Sie streiten sich, augenscheinlich
wollen die beiden ihren Begleiter davon abbringen, weiter zu spielen. Doch der
winkt ab und geht zurück zum Spieltisch. Seit Mai 2004 hat das „Sands“,
Baukosten 192 Millionen Euro, geöffnet. Genau ein Jahr später hatten
die Gäste dort so viel Geld ausgegeben, dass die Investition wieder eingespielt
war.
Nicht weit entfernt vom hektischen Casinobetrieb herrscht in der Fußgängerzone
von Macau eine ruhige Atmosphäre. Es ist der Nachmittag des nächsten
Tages, ein paar Passanten sind unterwegs, meist Einheimische, darunter viele
Jugendliche mit Nike- und Adidas-Sportschuhen. Schwül und heiß ist
es, obwohl die Sonne kaum zu sehen ist hinter dem weißen Dunstschleier,
der hoch über der Stadt liegt. Der wirtschaftliche Aufschwung in China
bringt nicht nur Geld, er bringt auch Abgase nach Macau.
Ein dürrer alter Mann, Ziegenbart, vergilbte Zähne, steht im Unterhemd
vor seinem Laden. In der linken Hand hält er eine Würstchenzange mit
kandiertem Schweinefleisch, ein kantonesischer Snack, dünn geschnitten,
hart wie Karamell. „Tock, tock, tock“, er klopft mit einem großen
Messer auf das Fleischstück, preist laut rufend seine Ware an. Aber niemand
bleibt stehen. Nach ein paar Minuten wirft der alte Mann das Fleisch wieder
auf den Stapel, setzt sich auf einen Klappstuhl neben seinen Auslagen.
„ Es ist traurig, aber viele dieser alteingesessenen Läden werden
verschwinden“, sagt Frederico So, blaues Hemd, Bürstenhaarschnitt,
angestellt beim Fremdenverkehrsamt. „Die Mieten steigen, die Jüngeren
wollen die traditionellen Geschäfte der Eltern nicht mehr übernehmen.“ Ich
stehe mit dem schmalen 34-Jährigen, der wie 95 Prozent der Bürger Macaus
chinesische Eltern hat, auf dem „Largo do Senado“, dem zentralen
Platz von Macau. 2005 wurden dieser Platz und die gesamte Altstadt von der UNESCO
zum Weltkulturerbe erklärt. Um uns herum: dreistöckige Kolonialbauten
in Orange und Gelb, auf dem Boden wieder das Wellenmuster.
Frederico So wirkt melancholisch, wie er auf diesem Platz steht, über den
die Menschen nicht rennen wie in Hongkong, sondern schlendern wie in einem Badeort
an der Algarve. Auf den Bänken sitzen alte Männer in der Sonne, auf
dem ganzen Platz scheint es keine Hektik zu geben. Was bleibt von dieser Lebensart?
Was wird aus dem traditionellen Macau, jener einzigartigen Mischung aus chinesischer
und portugiesischer Kultur, wenn dort das Las Vegas Asiens entsteht? „Wir
tun alles, um die Tradition der Stadt zu erhalten“, sagt er. Wir, das
sind die Touristiker in Zusammenarbeit mit dem Kulturinstitut der Stadt. Sie
sind die Verteidiger des kulturellen Erbes gegen die Milliarden-Investoren aus
aller Welt, des Authentischen gegenüber der Invasion der Künstlichkeit.
In diesem Kampf sind sie keineswegs machtlos. 250 Mitarbeiter hat allein das
Fremdenverkehrsamt, rund zwölf Millionen Euro ist der Etat, der zur Pflege
und Vermarktung des Weltkulturerbes zur Verfügung steht.
150 Meter entfernt steht das alte Pfandhaus Macaus, ein Gebäude mit einem
mächtigen Turm und dicken Mauern gegen Feuer und Einbrecher, die Einrichtung
ist vollständig erhalten. Es stand leer, drohte zu verfallen. Das Fremdenverkehrsamt
kaufte den historischen Bau, ließ ihn renovieren und machte daraus ein
Museum. Es ist nicht das einzige Beispiel: Ein altes Verwaltungsgebäude
auf Taipa steht zurzeit leer, auch das soll zum Museum werden. Inzwischen besitzt
Macau 20 derartiger Häuser, unter anderem ein Wein- und ein Polizeimuseum,
der Bedarf dürfte allmählich gedeckt sein. Doch die Touristiker engagieren
sich nicht nur für alte Bausubstanz, sondern auch als Bewahrer im alltäglichen
Leben.
Unterwegs mit João Sales, einem Kollegen von Frederico So, der väterlicherseits
portugiesische Wurzeln hat und damit zu der fünfprozentigen Minderheit
gehört, die in Macau überhaupt noch portugiesisch spricht. Er trägt
schwarze, nach hinten gegelte Haare, ist kräftig, Typ Lebemann. João
will mir die „Casa de Cha Long Wa“ zeigen, ein traditionelles chinesisches
Restaurant. Es ist im ersten Stock eines Backsteinhauses, wir steigen in einen
modernen Aufzug. „Wir haben dem Besitzer letztes Jahr den Einbau der Toilette
und des Aufzuges bezahlt“, erzählt João. „Sonst wäre
der Laden nicht zukunftsfähig gewesen.“
Das Restaurant ist ein großer Raum, blau getünchte Wände, gekachelt
bis auf 1,50 Meter Höhe, Kantinenflair. Die Fenster sind geöffnet,
riesige Ventilatoren drehen sich unter der Decke. Es gibt keine Karte, jedes
Essen kostet umgerechnet zwei Euro. João scherzt mit den Besitzern, verschwindet
in der Küche und kommt kauend wieder heraus. Wieder unten auf der Straße
spricht ihn ein Mann Ende 20 an, der zwei Vogelkäfige in der Hand hält. „Hey,
die nehmen uns unsere Tradition weg – du musst etwas machen!“ Früher
war das Lokal ein Treffpunkt für Vogelfreunde, die Käfige mit ihren
Tieren hängten sie während des Essens an Haken in den Ecken des Restaurants
auf. João lächelt, erklärt ihm, dass das nicht mehr gehe, wegen
der Vogelgrippe. „Du kannst den Käfig doch hier draußen lassen.“ Er
klopft ihm auf die Schulter und geht.
Macau ist eine Sonderverwaltungszone wie Hongkong – „ein Land, zwei
Systeme“. Am Grenzübergang nach Zhuhai, Volksrepublik China – ein
Land, ein System, eine Partei – steht ein ungefähr sieben Meter hohes
Tor, gemauert 1849, wie auf einer Tafel zu lesen steht. Menschenmassen strömen
vorbei an diesem Tor, zu einer Halle dahinter, die so groß ist wie ein
Flughafenterminal. Der neue Grenzübergang, 250 000 Menschen überqueren
an manchen Tagen zu Fuß diese Grenze. Bürger Macaus, die einkaufen
gehen und am gleichen Tag zurückkommen, und Spieler aus China. Nicht die „Wale“ oder „High-Roller“,
die um Hunderttausende von Dollar spielen. Es sind diejenigen, die mit ihren
gesamten Ersparnissen nach Macau kommen, die Tag und die Nacht im Casino verbringen,
bevor sie wieder nach Hause gehen, oft ohne geschlafen zu haben, oft ohne Geld,
weil sie alles verspielt haben. Die meisten der 20 Casinos in Macau haben 24
Stunden geöffnet.
Das Glücksspiel kam 1847 nach Macau. Es wurde legalisiert, nachdem der
Seehandel immer mehr ins benachbarte Hongkong abgewandert war. Nach der Ausrufung
der Volksrepublik China 1949 kamen die Spieler vor allem aus Hongkong. Das Monopol
für Glücksspiel hatte ab 1961 Stanley Ho. Das machte den heute 84-Jährigen
zum Milliardär. Er schwang sich zum Patron Macaus auf, zuletzt ließ er
2001 den Macau-Tower bauen – einfach so zum Spaß. Von dem 338 Meter
hohen Bauwerk kann man an einem Seil befestigt herunter springen oder in luftiger
Höhe spazieren gehen, einen anderen Zweck hat der Turm nicht. Als Ho noch
der unumschränkte Casino-König in Macau war, ließ er Fußball-
und Basketball-Felder anlegen für die Bürger, auf teuerstem Baugrund.
1999 wurde Macau an China zurückgegeben, 2002 verlor Ho das Glücksspiel-Monopol.
Die internationalen Investoren kamen, planten neuartige Casinos samt Erlebniswelten,
Ho musste handeln, wollte er nicht alle Zocker an die Konkurrenz verlieren.
Dort wo früher die Sportplätze waren, entsteht jetzt Hos neues Riesen-Casino „Grand
Lisboa“, direkt gegenüber dem berühmtesten aller Casinos Macaus,
dem alten Lisboa, eröffnet 1970.
Es ist kurz nach 22 Uhr, für einen Moment ist sie dunkel, die Leuchtreklame
am Casino Lisboa, als ob sie kurz Luft holte, dann baut sie sich von unten blinkend
auf, rot, gelb, grün und blau. Wie eine Narrenkappe mit dem Schriftzug
des Casinos sieht das aus, wenn alle Lichter brennen. Vor der Tür stehen
Rikschas und Mittelklasse Mercedes-Limousinen von Anfang der 90er Jahre. Eine
goldene Drehtür führt nach drinnen. Im großen Casino: goldene
Bordüren, schwarzer Marmor, schwere Teppiche - und 15 Spieltische. Es ist
ruhig, eine ernste Atmosphäre liegt über allem. Hier wird nicht zum
Spaß gespielt, hier wird um ein besseres Leben gezockt. Die Spieler werden
von Kellnerinnen an den Tischen bedient, niemand hier trinkt Alkohol, das könnte
die Konzentration stören. Am ersten Tisch wird Sic-Bo, ein Würfelspiel,
gespielt. Eine Chinesin, Mitte 40, rosa T-Shirt, hämmert mit dem Kugelschreiber
auf ihre Handinnenfläche, schiebt dann hektisch Jetons über den grünen
Tisch, ein hoher Einsatz. Die Würfel fallen – und haben für
sie die falsche Augenzahl. Der Croupier zieht die Jetons ein, die Frau blickt
zu Boden, zündet sich eine Zigarette an und spielt weiter.
Nebenan „Black Jack“, am Tisch sitzt ein Chinese mit Baseball-Kappe
und kurzer Hose, es gibt keinen Dresscode hier. Zwei Karten werden ausgegeben,
der Mann mit der Kappe presst die Lippen zusammen, er deckt die Karten nicht
auf, sondern lugt an einer Ecke darunter – und ballt dann die Faust: gewonnen.
Wortlos schiebt ihm der junge Croupier ein paar Jetons zu. Ein dicker Mann um
die 50, von der Sonne gerötete Haut, Zahnlücken, Australier, wie sich
herausstellt, beobachtet den Tisch. „Er sollte besser aufhören – ich
habe 10 000 Dollar gewonnen beim Black Jack, jetzt spiele ich nicht mehr.“ Er
lacht mit kehliger Stimme. „Macau ist super, das Bier ist billig“,
er grinst. „Und ich habe schon am ersten Abend eine Freundin gefunden
in der Hotelbar.“ Eine Woche bleibt er in Macau und sie bei ihm, dann
fährt er wieder heim zu Frau und Kindern. Prostitution soll weit verbreitet
sein in Macau.
Die Hotelbar vom „Mandarin Oriental Hotel“, zehn Uhr abends, es
sind viele Touristen da, Weiße, aber auch Einheimische. Es spielt eine
Reggae-Band, Tanz, Longdrinks, ausgelassene Stimmung. Ein betrunkener älterer
Herr um die 60 hat den ganzen Abend eine hübsche, vielleicht 20 Jahre alte
Chinesin an seiner Seite. An der Bar sitzen einige Frauen alleine, manchmal
reden sie miteinander auf Russisch. Jedenfalls wird man als Mann nicht von Frauen
bedrängt.
Am letzten Tag meines Besuchs will ich noch einmal das Macau der Einheimischen
sehen. „Das entspannte Lebensgefühl spürst du am besten in einem
der Parks“ , sagt João. Wir gehen zum Garten „Luis de Camòes“,
ein Hügel erhebt sich mittendrin, von dem man auf Hochhäuser blickt,
auf blaue, grüne und gelbe Wellblechdächer. Um einen Tisch aus Stein
sitzen sechs Rentner, rauchen, spielen Karten. Zwei Frauen um die 40 Jahre machen
Gymnastik, eine hält sich an einem Pfosten fest und tritt in die Luft,
sieht aus, als wolle sie einen Ball kicken. „Tai Chi.“ João
grinst. Die andere Frau hat die Augen geschlossen, breitet die Arme aus. Ein
Mann, der sich zum Zeitung Lesen auf eine Mauer gelegt hatte, ist einfach eingeschlafen.
Wird Macau so bleiben, wenn vielleicht zehnmal so viele Touristen kommen? „Diese
riesigen Casinos auf Cotai werden Millionen von Leuten anlocken“, sagt
João, „aber die kommen doch gar nicht in die Stadt – und
wir haben hier unsere Ruhe.“ |